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AUSGEZEICHNETE
ARBEITSWELTEN

Dank SCHMELZLE+PARTNER Architekten.

AUSGEZEICHNETE
ARBEITSWELTEN

Dank SCHMELZLE+PARTNER Architekten.

Foto: Bernhard Kahrmann

Klimawandel, Digitalisierung, demografischer Wandel:
Die Liste der gesellschaftlichen Herausforderungen ist lang – was sich auch direkt auf die Arbeitswelten von heute und morgen auswirkt. Michael Ortmann spricht mit Michael Frey von SCHMELZLE+PARTNER über die Herausforderungen, denen sie sich tagtäglich stellen müssen, die Gemeinsamkeiten ihrer Arbeit und die Zukunft des Büros.

/ Herr Frey, wir kennen uns nun schon seit einigen Jahren und haben viele Projekte miteinander umgesetzt. Ich freue mich, mit Ihnen hier an einem Tisch zu sitzen und über die Entwicklung unserer beiden Berufe zu sprechen. Zum Einstieg: Was sind die Herausforderungen eines Architekten von Verwaltungsbauten?

Frey: Heute wird nicht mehr in Abteilungen, sondern in Projekten gedacht – und in Projekten müssen alle an einem Tisch sitzen. Darauf muss man als Architekt reagieren. Es wäre ideal, wenn alle auf eine Ebene, eine Fläche gehen. Doch das ist ineffizient, teuer und nicht nachhaltig. Also stellen wir uns die Frage: Wie kann Kommunikation über verschiedene Ebenen am effizientesten gefördert werden?

/ Wichtige Themen, die Sie da ansprechen: Agilität und Flexibilität. Projektteams gestalten sich immer wieder neu – und darauf müssen Räume reagieren können. Büros können heutzutage nicht mehr auf zehn Jahre ausgerichtet geplant werden, sondern müssen flexibel und agil an zukünftige Gegebenheiten anpassbar sein.

Frey: Genau das ist die Herausforderung des Architekten: Du musst
möglichst große Räume schaffen, möglichst wenig Stützen,
möglichst große Brandabschnitte, sodass unsere Kunden nächstes Jahr ein Zweierbüro einrichten und übernächstes Jahr fünfzig oder hundert Leute auf einer Ebene unterbringen können. Dabei muss auch die Heizung, die Gebäudesteuerung, die Klimaanlage bedacht
werden. Was auch miteinbezogen werden muss: In den Gebäuden
eines internationalen Konzerns arbeiten bestimmt hundert Leute
digital auf der ganzen Welt. Bedeutet: Die Digitalisierung, die
Medientechnik, ist extrem hochgetrieben. Da gibt es meist keine festen Arbeitsplätze mehr, da gibt es eine ganze Reihe von
fliegenden Arbeitsplätzen für Außendienstler oder Gäste.

/ Die physische Architektur muss mit der digitalen Architektur
verbunden werden. Das muss ein Raum abbilden können. Inwiefern
spielt die Digitalisierung in Ihrer tagtäglichen Arbeit eine Rolle?

Frey: Voll digitalisiert. Ich kann meinen Job inzwischen mit dem
Handy machen (lacht). Das iPhone war auch in der Baubranche ein Urknall. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie es davor war. Heute bauen wir eine Baudokumentation auf Cloud-Servern, auf die alle Projektbeteiligten mit dem Handy zugreifen können. Der
Bauunternehmer selbst hat automatisch immer die aktuellen Pläne auf seinem PC im Baucontainer. Der gesamte Prozess ist also digitalisiert. Ein riesengroßer Vorteil – vor allem was die Geschwindigkeit betrifft.

Gebaut wird immer noch von Hand – wie vor vierzig Jahren. Das Einzige, was sie auf dem Bau machen können, ist die Logistik verbessern. Da steckt das größte Potenzial drin: clevere Systeme entwickeln und diese an der richtigen Stelle einsetzen. Aber mal ganz im Ernst: Als Bauherr ist mir der Planungsprozess völlig egal. Ich will in ein perfektes Gebäude einziehen – ob das mit dem CAD-System, dem BIM oder in 3D geplant wurde. Zusammenfassend gesagt: Ich kann meine Planungsprozesse optimieren – das machen wir auch.

Foto: Bernhard Kahrmann

Aber in der Bauwirtschaft ist das ein Spagat: Es gibt die digitalisierte und die analoge Welt, in der da draußen gearbeitet wird – bei Wind, Wetter und Frost.

/ Facharbeiter laufen inzwischen mit iPads herrum und nehmen
Aufmaß. Aber die Hardware, das Bauen, die Handarbeit,
das kann ich in diesem Sinne nicht so einfach digitalisieren.

Frey: 3D-Bau zum Beispiel kann hervorragend im Wohnungsbau
funktionieren. Wenn in Afrika hundert identische Wohnungen gebaut werden sollen, super. Das ist effizient und kostengünstig. Aber wir bauen custom-made. Wir sind sogar produktgetrimmt – nicht nur branchengetrimmt. Das würde in hundert Jahren nicht funktionieren.

/ Das glaube ich auch nicht. Vor allem in Bezug auf Identität: Ein Unternehmen möchte sich ja nicht nur über die Innenarchitektur, sondern auch über das Gebäude definieren.

Frey: Das ist der Punkt, warum viele zu uns kommen: Wir haben nicht den typischen Schmelzle-Stil, sondern lassen uns auf die Firmen ein und versuchen die Philosophie im Gebäude sichtbar zu machen.

/ Das ist eine Gemeinsamkeit von uns beiden. Ich mag das Wort New Work nicht, denn damit wird eine bunte Google-Welt assoziiert. Für mich selbst habe ich das Wort Suitable Work festgelegt. Das beschreibt am besten, was wir tun. Der Raum, der uns umgibt, spielt eine große Rolle. Wir haben festgestellt, dass die Motivation der Mitarbeiter umso stärker steigt, je individueller die Gestaltung ist. Ein gutes Büro ist in gewisser Weise ein Maßanzug; denn jedes Unternehmen hat eine andere Kultur und einen anderen Spirit.
Nicht der Mensch muss sich dem Raum anpassen, sondern der Raum sich dem Menschen. Wir untersuchen die Unternehmen und schneidern dann einen Maßanzug, ein Büro, das zum Unternehmen und den Mitarbeitenden passt. Das ist ein ähnlicher Ansatz.

Frey: Ja, wir bauen noch die Fabrik und das Haus dazu, aber genauso gehen wir auch vor. Wir zerlegen die Firma in ihre Bestandteile.

Foto: Steffen Schrägle

/ Wie wichtig ist Ihnen beim Bauen das Thema Nachhaltigkeit?

Frey: Wir haben 2017 – laut DGNB – das nachhaltigste Gebäude der
Welt gebaut. Bedeutet: Wir haben den Zertifizierungsprozess nach DGNB gemacht. Dabei müssen fünf Kriterien mit jeweiligen Unterkriterien beachtet werden – von allen Baubeteiligten. Je
nachdem wie diese erfüllt werden, kriegt man Credits. Sind diese entsprechend hoch, winkt eine Auszeichnung oder Zertifizierung. Beim DGNB geht das los mit Silber, gefolgt von Gold und Platin. Platinvgewinnt man ab 80 Punkten – wir haben 84 erreicht.

/ Nachhaltiges Bauen ist viel mehr, als nur die richtigen Materialien zu verwenden …

Frey: Das geht bei der Grundstücksauswahl los: Gehst du auf die
grüne Wiese oder nutzt du ein Gebäude um? Brichst du ein Industriegebiet ab und baust du was Neues drauf mit einem Rot-
Grün-Anteil? Dementsprechend gibt es ökologische Punkte.

/ Es wird gerne behauptet, dass grünes Bauen teuer ist.

Frey: Der Punkt ist der: Du investierst vielleicht am Anfang ein bisschen mehr, aber es ist auf fünfzig Jahre Lebenszyklus betrachtet
die günstigste Variante. Die Gebäudebetriebskosten sind ein
wichtiger Punkt. Bei einer technischen Gebäudeausstattung zum
Beispiel wird nicht bewertet, was gebaut wird, sondern wie und
welche Betriebskosten es verursacht. Das ist nachhaltig und
letztendlich auch wirtschaftlich gedacht.

/ Wird nachhaltiges Bauen also inzwischen zum Standard?

Frey: In Deutschland kann man sich dem nachhaltigen Bauen gar
nicht mehr entziehen. Ich nehme mir nun mal raus, für unsere
Kunden – also mittelständische Unternehmen – zu sprechen: Die sind schon immer nachhaltig unterwegs. Bei Bauherren, die wirklich um jeden Mitarbeiter kämpfen und das Beste bieten wollen, ist das inzwischen Standard – und die kriegen die guten und qualifizierten Mitarbeiter.

Ich bin gespannt, wohin die Reise geht. Arbeitsräume werden eine
andere Bedeutung bekommen, nicht mehr nur „Ich komme, setze mich an meinen Schreibtisch und arbeite alles weg“. Das Büro der
Zukunft wird für das Kollektiv entwickelt; es geht um Kommunikation und Kollaboration. Das Büro hat die Aufgabe, Menschen
zusammenzubringen, um echte Innovationen entstehen zu lassen.

/ MICHAEL FREY
hat in Stuttgart Architektur studiert und ist seit 1996 bei SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA tätig. 2007 wurde er Partner des Büros.

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